roswitha prinz blog

Thursday, February 21, 2008

Hillary, Texas, Vorwahlen, Caucuse und mehr

Heute hat der Spiegel einen sehr interessanten Artikel veroeffentlicht. Dieser Artikel erwaehnt dass Hillary unbedingt die Vorwahlen am 4. Maerz in Ohio und Texas gewinnen muss um ueberhaupt noch eine Chance auf eine Nominierung zu haben. Das ist leider die Wahrheit. Und zusaetzlich erwaehnt der Artikel auf welch seltsame und komplizierte Art und Weise Texas die Delegierten (auch Wahlmaenner genannt) bestimmt. Das Tragische daran ist, dass nur wenige Texaner davon Bescheid wissen.
Wahrscheinlich sind es nur die Obama Aktivisten welche am Abend um 19 Uhr, nach dem Ende der Vorwahl in den Wahllokalen zum Caucus auftauchen.

Dazu eine kurze Erklaerung:
Frueher erstellte weitgehend der Parteiapparat hinter verschlossenen Tueren die Praesidentschaftskandidaten. Nach den Krawallen in Chicago im Jahr 1968 sollte diese Entscheidung von der Bevoelkerung getroffen werden. Zu diesem Zweck musste sich jeder Staat zwischen einer Primary und einem Caucus entscheiden.

Eine Primary ist eine richtige Wahl mit einem Stimmzettel zum Ankreuzen. Ein Caucus dagegen ist eine Art komische Waehlerversammlung. Es geht ungefaehr so vor sich, dass die Leute im Wahllokal zusammentreffen wo jeder ueber "seinen" Kandidaten diskutierten und dessen Vorzuege preist und die anderen Kandidaten durch den Dreck zieht. Dann wird endlich das erste Mal abgestimmt. Die Stimmen fuer einen Kandidaten sind ungueltig wenn sie weniger als (ungefaehr) 20 % betragen. Um diese Stimmen entbrennt nun ein arges Gefecht, denn die Anhaenger der anderen Kandidaten wollen natuerlich nicht, dass diese Leute einfach nach Hause gehen, im Gegenteil, sie umschwaermen sie und versuchen alles, damait diese Leute bei der naechsten Abstimmrunde zu ihrem Kandidaten ueberlaufen. Es wird also diskutiert, gewanschelt, gestritten, begettelt und dieser Vorgang kann etliche Stunden dauern. Das Mitbringen von einem Sandwich und einer Thermosflasche ist deswegen empfehlenswert. Obama mit seinen fanatischen Anhaengern hat bis jetzt alle Caucuse gewonnen.

Texas konnte sich nicht entscheiden und hat beide Verfahren vereint. Zirka 126 der Delegierten werden per den Ergebnissen der Vorwahl entschieden, aber zirka 67 per einem Caucus. Ganz sicher bin ich mir wegen der Zahlen nicht, deshalb das Zirka.

Dann, in 1982 (glaube ich) wurden die Super Delegatierten eingefueht. Warum? Um eine "dumme" Entscheidung des Volkes zu negieren. Die Super Delegierten, welche der Parteispitze angehoeren, sind unabhaengig und duerfen bei der Nominierungskonvention Ende August fuer einen Kandidaten stimmen, ohne Ruecksicht auf die Ergebnisse der Primaries und Caucuse nehmen zu muessen.

Wie bei der eigentlichen Praesidentenwahl im November, so galt auch fuer die Primaries und Caucuse das "Winner take all" Prinzip, d.h. wer den Staat gewinnt bekommt alle Delegierten.
Auf Bestreben des Rev. Jesse Jackson, welcher sich lautstark beklagte dass das "Winner take all" System unfair zu ihm gewesen sei und ihm die 1988 Nomination gekostet habe, aenderte die Demokratische Partei diese Regel und die Delegierten werden derzeit proportional aufgeteilt - aber auch das ist wieder kompliziert da die Verteilung auf einem Zwei-Stufen-System (auf Staats- und Wahldistriktsebene) erfolgt.

Nach der alten "Winner take all" Formel laege Hillary heute immer noch mit einem Vorsprung von mehr als 200 Delegierten vor Obama.

Ich befuerchte, dass ihre Anhaenger sie nun wie die Ratten das sinkende Schiff verlassen. Das ist eben so mit den Amerikanern, die wollen ihre Stimme "nicht wegwerfen" und unbedingt fuer einen Sieger stimmen - in ihren Augen also der Obama, welcher ein guter Redner ist, aber das ist auch schon alles. Arme Hillary!