roswitha prinz blog

Sunday, January 24, 2010

Hurra, ich bin reich

Gott sei Dank habe ich das am Mittwoch in der Kleinen Zeitung gelesen, sonst wuesste ich gar nicht, dass ich eigentlich reich bin.

Ja, nach dem demokratischen Verlust des Massachusetts Senatorensitzes ist ein diesbezueglicher Artikel in der online Ausgabe der Kleinen Zeitung erschienen. Nach dem Ueberfliegen dieses Artikels habe ich die Kommentare gelesen - und da wurden natuerlich wieder diese ausserordentlich naiven Einstellungen ausgedrueckt, wie z.B.
"Welch Unglueck, was wird nun aus Obamas Gesundheitsreform? Die Reichen haben ja ihre Krankenversicherung, aber die Armen koennen sich keine leisten."

Wow, ich bin anscheinend REICH, REICH, REICH - muss ich wohl sein, denn schliesslich habe ich eine Krankenversicherung. Und auch Richard und Fred sind versichert.

Die Praemie fuer uns drei betraegt $ 225,00 pro Monat. Die Bedingungen haben sich wie ueblich mit 1. Jaenner geaendert, und ich habe die genauen Details im Augenblick nicht im Kopf. Zuerst zahlen wir unseren Selbstbehalt, dann uebernimmt die Versicherung zuerst 80% der Kosten und nach einiger Zeit dann endlich volle 100%.

Um die "Armen" braucht sich niemand zu sorgen, denn diese und deren Kinder leben ja auf Kosten der Steuerzahler von der Welfare (aehnlich wie Fuersorge) und sind automatisch ueber das Medicaid Programm krankenversichert. Zusaetzlich zu Medicaid umfasst das Welfare Programm u.a. noch Food Stamps (gratis Lebensmittel) und Section 8 (die Miete wird ganz oder zum Grossteil aus Steuermitteln beglichen) und mehr.

CHIP ist ein Krankenversicherungsprogramm fuer die Kinder von Kleinverdienern. Alles ist gratis, vom Arztbesuch bis hin zum Roentgenbild, zur Operation, zum Krankenhausaufenthalt und allen Medikamenten. Neu ist, dass auch Leute, welche die CHIP Verdienstgrenze ueberschreiten, ihre Kinder durch CHIP versichern lassen koennen. Allerdings nicht gratis, sondern es muss eine Praemie bezahlt werden, und auch fuer die aerztlichen Leistungen und fuer die Medikamente muss ein kleiner Beitrag entrichtet werden.

Ohne Krankenversicherung stehen viele Freischaffende da, nicht weil sie keine guenstige Versicherung abschliessen koennten, nein, sondern weil sie eben eine "bessere" Verwendung fuer ihr Geld haben und weil sie wissen, dass sie in der Notaufnahme und in einem Armenkrankenhaus ja auch ohne Versicherung behandelt werden. Zusaetzlich gibt es immer wieder Menschen welche eine protzige Goldkette oder ein neues Auto einer Krankenversicherung vorziehen. Und illegal Eingewanderte haben natuerlich auch keine Krankenversicherung.

Offen gesagt, die sogenannten "Reichen" brauchen wirklich keine Versicherung. Die haben genug Geld um die besten Spezialisten aufzusuchen. Und die "Armen" sind versorgt, bleibt also nur der Mittelstand, welcher brav seine eigenen Praemien zahlt und welcher immer hoeher besteuert wird um die Krankenversorgung, die Wohnungen und die Nahrungsmittel der "Armen" zu finanzieren. Und die Ausbildung der Minderheiten.

Ich verstehe ueberhaupt nicht weshalb Akademiker von ihrer Ausbildung nicht finanziell profitieren sollen. Ich verstehe es nicht, weshalb Leute mit einem guten Einkommen von Obama (und gewissen Europaern **schmunzel**) als reich eingestuft und in die Armut besteuert werden sollen. Richard hat sich sein Studium selber finanzieren muessen, wie eben ueblich fuer Weisse. Stipendien gibt es fuer Minderheiten, aber Weisse muessen von den Eltern unterstuetzt werden, oder sich das Schulgeld erarbeiten oder eben ein Studentendarlehen aufnehmen. Und das Studieren in den USA ist nicht so billig wie in Oesterreich. Fred als Vollzeitstudent hat dieses Semester 12 Stunden belegt und zahlt dafuer ca. $ 5,048 - ja, fuenf Tausend fuer EIN Semester. Dazu kommen natuerlich noch Ausgaben wie die Miete fuer die Wohnung, Strom, Internetanschluss, Telefon, Essen, Kleidung, Benzin, Schulbuecher usw. usw.



Wir haben bereits Freds Undergraduate Studium (das sind die vier Jahre bis zum Bachelor) finanziert und finanzieren nun sein Graduate Studium, und wir tun es gerne und wir sind dankbar dass wir in der gluecklichen Lage sind, unseren Sohn finanziell so tatkraeftig unterstuetzen zu koennen. Wir hoffen sehr, dass er spaeter im Berufsleben die Fruechte unserer Investierung in seine Ausbildung geniessen kann und nicht doppelt und dreifach besteuert wird.